Band - BELL X1

Eine echte irische Band sollte mindestens einen Adligen in der Besetzung haben, jemand der einen Landsitz hat, der seinen Bauern jede denkbare Unterstützung zukommen lässt, das ganze Programm eben. Bei Bell X1 ist es der Bassist, Dominic Phillips, Esq. Okay, Esquire ist nicht gerade Hochadel, dafür klingt die Musik zum Glück auch nicht nach schlimmer Landromantik, sondern eher wie ein Raketenflugzeug, dass in den 40ern dafür gebaut wurde, die Schallmauer zu durchbrechen: die Bell X-1 eben. Für den Namen entschied sich die Band, nachdem sie ein Buch über Chuck Yeager gelesen hatte, den Flugpionier, der als erster schneller als Mach 1 flog. Warum das alles erzählen? Weil es die Musik von Bell X1 so wunderbar charakterisiert: Da steckt Irland im Herzen, die Melodien sind von entrückender Schönheit und Traurigkeit, und auch wenn statt Tin Whistle ganz rockklassisch Gitarre, Bass und Schlagzeug zum Einsatz kommen, bleibt die Wurzel klar erkennbar. Alles wirkt sehr belesen, sophisticated, durchdacht, schön, hintergründig humorvoll, entspannt zurückgelehnt, nach Vorbildern wie R.E.M. und vor allem Talking Heads, aber auch ganz eigen und besonders, nach Wissen, Können und Erfahrung. Aber dennoch dringt alles nach vorne, nach oben, nach Geschwindigkeit, zumindest was die Karriere angeht. Demnächst erscheint das neue, vierte Album „Blue Lights On The Runway", und es steht zu erwarten, dass es ähnlich erfolgreich wird wie der Vorgänger „Flock" (mit dem es Bell X1 immerhin bis in David Lettermans Show gebracht haben). Bell X1sind ein kleiner funkelnder Diamant aus Musik. Schön.