Band - Der DamenLikörChor

Samstagnachmittage sind todlangweilig. Aus diesem Grund saßen zehn Frauen in einer Barmbeker Küche und tranken Likör. Ihre Männer hatten am Wochenende nichts besseres zu tun, als an ihren Autos rumzuschrauben, den Rasen zu mähen oder die Heimspiele vom FC St. Pauli zu besuchen.

Nachdem sie drei, vier Gläschen durch ihre vollen, roten Lippen verinnerlicht hatten, fingen sie promillig an zu trällern. Fortan trafen sie sich nicht nur zum Likörtrinken, sondern offiziell zum Singen!

Doch etwas fehlte: Ein Mann. Die Damen suchten und fanden per Kontaktanzeige einen erotisch-kahlköpfigen Kapellmeister, der sich bereit erklärte, erstens Likör zu trinken und zweitens zu dirigieren.

Dem Damenleiter ward Angst und Bange angesichts aufreizend nackter Oberarme und freigelegter Nackenpartien.

Er sann auf mehr räumliche Distanz. Sodann fanden die intimen Treffen in einem Ottenser Clubhaus statt.

Dort gelang ihm, einem Mann, das Unglaubliche - ein "blaues Wunder" sozusagen: Bei einem eigens für die feminine Truppe zusammengestrickten Medley (in Wahrheit ein Sammelsurium bekannter Melodien, weil man sich auf eine nicht einigen konnte) entfalten die Damen bei steigender Stimmung ihre volle Stimmgewalt sowie beeindruckendes, schauspielerisches Talent. Enthusiastisch nehmen sie sich vor, eine semiprofessionelle Truppe zu werden.

Was noch fehlte, war ein passender Name für den Chor.

Eine Marktforscherin analysierte die Lage und fand heraus, dass die Begriffe - "Damen", "Likör" und "Chor" bei 85% der männlichen Zuhörer von Radio 90,3 angenehme Emotionen auslösten. Insbesondere die Verbindung von "Damen" und "Likör" war positiv besetzt. Viele der befragten Männer waren darüber hinaus in der Lage, die ersten Strophen von Wolfgang G. Oethes Gedicht "Sangesfreuden" zu rezitieren: "Oh, Liebste, mein! Du singst im Chor? Dein Busen klein. So groß mein Ohr". Der DamenLikörChor ward geboren.