Band - Die Dorfschule / Gisei

Oper in einem Akt: Ein achtzehnjähriger junger Mann, angesteckt von den Ausläufern der europäischen Asienbegeisterung seiner Epoche, vollendet 1913 sein erstes musikalisches Bühnenwerk. Wenn auch viele stilistische Eigenheiten aus unterschiedlichen Quellen gespeist scheinen, lassen bestimmte klangliche Gesten und über weite Strecken auch die Instrumentation die Phantasie eines der eigenwilligsten Komponisten des 20. Jahrhunderts erahnen. Dann kommt der Weltkrieg. Der junge Mann wird eingezogen, erlebt das Trauma des im Grabenkampf Verschütteten und wird entlassen. Am Darmstädter Hoftheater findet er eine Anstellung als Kapellmeister und Schauspielkomponist, hier beginnt er 1917 mit seiner über fünfzig Jahre währenden Arbeit an einer Musik zu Shakespeares SOMMERNACHTSTRAUM – und hier begegnet er naturgemäß auch seinem Generalmusikdirektor, der in seiner Zeit als Komponist ebenso erfolgreich ist wie als international gefragter Dirigent. Carl Orff trifft auf Felix von Weingartner, und möglicherweise erzählt er ihm hier auch von dem Stoff, den er knapp fünf Jahre zuvor als erstes »Musikdrama« vertont hatte. Vielleicht war es auch nicht so – reizvoll bleibt es aber trotzdem, die handwerklich meisterliche Umsetzung des altjapanischen Dramas um die Dorfschule, in der ein hoher Beamter seinen eigenen Sohn opfert, um den seines Herrn zu verschonen, zu vergleichen mit der vorsichtig tastenden, in Anklängen avantgardistischen Version des jungen Carl Orff.