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Band - Ghost of Tom Joad


Ghost of Tom Joad

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Innerhalb kürzester Zeit veröffentlichte Jon Krakauer zwei Bücher, die sich beide mit dem Mythos der Wildnis und dem Reiz der Gefahr befassten. „Into The Wild“ beschrieb einen unter permanenter Hochspannung stehenden jungen Mann, der sich als getriebener Idealist auf die Suche nach einer besseren Gegenwart machte. „Into Thin Air“ handelt von einer Mount Everest-Besteigung, an der Krakauer 1996 als Journalist teilnahm. Beide Geschichten endeten fatal. Krakauer wollte den Tod zahlreicher Expeditionsteilnehmer schnell vergessen, er bezeichnete es als „innere Notwendigkeit“, als eine Form der Selbsttherapie, dieses Buch zu schreiben. Er konnte nicht anders, als die Zähne ins Papier zu schlagen und unvermittelt mit dem Schreiben zu beginnen.

Das Trio Ghost of Tom Joad gründete sich 2006 in der Campus- und Szenestadt Münster, 2008 erschien ihr erstes Album „No Sleep Until Ostkreuz“. Die anderen sprachen fortan von Punk und Wave, sie sprachen von Elliott Smith, Jimmy Eat World oder aber von Dischord und überhaupt, das Wort Energie wurde häufig genannt. Okay, nur an welcher Stelle kommt Krakauer ins Spiel?

Ghost of Tom Joad spannen auf ihrem zweiten Album „Matterhorn“ einen breiten Referenzrahmen. Es geht um existentielle Erfahrungen, deren Ursache eine Idee war, ein nicht näher bestimmbarer Impuls. Neben dem vielsagenden Songtitel „Into The Wild“ finden wir auf „Matterhorn“ „The Body of Lord Francis Douglas“.

Er war Bergsteiger, verunglückte am Matterhorn – sein Körper wurde nie gefunden. Auch deshalb bezeichnet Jon Krakauer das Bergsteigen als Triumph über die Vernunft. Der Alpinist tut etwas, das aus seiner Sicht einfach getan werden muss. Weil es nicht anders geht. Weil er ein Getriebener ist. Ebendieser ruhelose Antrieb, eine permanente Überspanntheit, findet sich auf „Matterhorn“ wieder. Gerade weil das Album wirkt, als sei es vom ersten bis zum letzten Ton von derselben Motivation angeschoben, verwischen die Grenzen zwischen den Liedern. Es ist, als habe man es hier mit einem regelrechten Monolithen zu tun. Etwas, das nur in einem Stück begriffen werden kann, weil es auch in einem Stück erschaffen, erdacht und gefühlt wurde. Eine geschlossene Ästhetik, die nicht gemacht, sondern getrieben ist. „Matterhorn“ klingt also wie etwas, das raus musste. Aber kommt hier wieder die Selbsttherapie ins Spiel? Sollte vielleicht sogar ein kathartischer Effekt erzielt werden?

Diese Fragen müssen unbeantwortet bleiben. Wir können nur feststellen, dass „Matterhorn“ von einer besonderen Direktheit zeugt. Von dieser unumwundenen Verbindung zwischen Empfindung und Musik. Die Motivation war da, „es gab da diese merkwürdige Stimmung“, werden sie vielleicht sagen, und „wir mussten es einfach los werden“. Wie Jon Krakauer es sich von der Seele schreiben wollte, wie der Bergsteiger einem Drang folgt. Ghost of Tom Joad machen diese Musik nicht, weil sie sich im Spiegel der anderen wachsen sehen wollen. Sie machen Musik, weil sie Musik machen müssen. Diese Selbstzweckhaftigkeit ist sehr selten dieser Tage.

Oliver Koch

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