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Band - Ougenweide


Ougenweide

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Es war Ende der sechziger Jahre, da setzten sich ein paar Hamburger Musiker - sehr jung noch, aber schon alte Hasen - zusammen; denn sie waren es leid, immer nur die Stücke der englischen und amerikanischen Rock-Musiker nachzuspielen, sich immer noch einmal ins Getümmel der lautstarken Dezibel-Schlachten zu stürzen. Unergiebig fanden sie das. Nach einer Alternative suchten sie; erst zu zweit. Gleichgesinnte Leisespieler gesellten sich dazu. Ein Hauch von "Fairport Convention" umgab diese Klänge mit viel Flöte und unverstärkter Gitarre. "Hobby-Musik" nannten sie das, weil sie es nicht für den Markt, sondern für sich machten. Kernsatz der sechs: "Unabhängigkeit macht Mut".

Dann kam, so will es die Ge-schichte, fast schon die Legende - Olaf mit dem Buch. Olaf Casalich (links) hatte einen Deutschlehrer gehabt, der nach der Art seiner Zunftgenossen großen Wert auf das Nationale und also auch auf die mittelhochdeutsche Lyrik legte. Kein Wunder, daß Olaf da eines Tages ein alter Wälzer mit dem Titel "Das deutsche Mittelalter" in die Hände fiel. Etwas erstaunlicher schon, daß er sofort Feuer fing und mit dem Buch zu den Jungs auf die Probe ging. Ein Gedicht hatte es ihm besonders angetan, und siehe da: Es gefiel auch den anderen. Es paßte zu einer Melodie, die man schon hatte, und es passte auch zum Klang der Gruppe.

"Zuerst haben wir das ganz naiv gemacht" erinnern sie sich heute, "dann sind wir immer bewußter auf die Suche gegangen". Inzwischen sind sie längst Experten geworden, beherschen nicht nur das Mittelhochdeutsche, haben auch das Althochdeutsche in ihrem Repertoire: Rätselhaft Klangschönes aus heidnischer Zeit; allerlei Pferdesegen und die Merseburger Zaubersprüche ... Voodoo aus dem 9. Jahrhundert. Neben den Troubadouren tummelt sich nun auch weniger nobles Volk, Vaganten und Gaukler mit Liedern aus jener süddeutschen Handschriften-Sammlung, die man ja "Carmina-Burana" nennt und aus der schon Carl Orff nahrhaften Honig sog.

Altertümliche, doch keineswegs altbackene Tänze laden zum Mitmachen ein. Aber die Hauptlast des Unternehmens tragen wohl doch immer noch die Minnesänger mit ihren blumigen oder unverblümten, vor lauter Natur seligen und vor lauter Liebe verzweifelten Liedern. Walther von der Vogelweide ist, wie es sich gehört, die alles beherrschende Gestalt. Aber auch die etwas kleineren haben hier das Mit-Sing-Recht: Burkhart von Hohenfels, Dietmar von Eist, Gottfried von Neiffern und jener Neidhart von Reuenthal, der damals die Initial-Zündung herbeigeführt hatte.

Das betreffende Gedicht hieß übrigens "Ougenweide". Seit 1971 heißt auch die Gruppe so. Kein englisches Pseudonym sollte Eindruck schinden. Der Star gilt weniger in der Gemeinschaft.
(Quelle: Beilage zur CD "Liederbuch", 1988)

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